Von Luisa Krakau
Die Sieg-Auen, am südlichen Rand der Bergischen Heideterrasse gelegen, sind heutzutage kaum noch als Auen zu bezeichnen. Es gibt zwar einzelne Altarme, doch aufgrund der Kanalisierung der Sieg kaum noch Dynamik. Würde man der Sieg mehr Freiraum geben, sich eigene Wasserwege zu suchen, könnte auch der Biber, als Öko-Ingenieur, hier in der Siegmündung einen Beitrag leisten für mehr Biotop- und Artenvielfalt. Noch effektiver aber sähe dieser Beitrag aus im unteren Einzugsgebiet der Sieg, in den Mittelgebirgsbächen des Siegerlandes, oder des Königsforstes auf der Heideterrasse. Indem er diese Bäche durch Dammbau anstaut und somit Teiche anlegt die groß genug sind um darin abzutauchen. Die für den Dammbau benötigten Bäume fällt er in der näheren Umgebung. Dadurch entstehen wichtige, besonnte Lebensräume für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, u.a. Amphibien. Zudem tragen diese Biber-Tätigkeiten zum Klimaschutz bei, da das Wasser länger in der Fläche gehalten wird und der Boden somit auch in einem Hitze-Sommer nicht komplett austrocknet.
Biber ernähren sich ausschließlich vegetarisch und nagen fast alle Bäume an. Sie bevorzugen jedoch Weichholz wie Weiden und Pappeln, von deren Rinde und Blättern sie sich (vornehmlich im Winter) ernähren. Dabei können sie in nur einer Nacht dicke Bäume fällen, arbeiten aber auch gerne gemächlich an mehreren Stämmen bis diese nach Wochen oder Monaten von allein umfallen.
An einem Teich („Diescholl“) konnten wir eine potenzielle Biber-Rutsche entdecken. Diese nutzen die Tiere, um für die Nahrungssuche an Land zu gehen und auf dem Rückweg wieder ins Wasser zu gleiten. Auf einer Insel in der Mitte des Teiches waren frische, helle Biberspuren an einer Weide sichtbar. Umso älter die Fraßspuren sind, desto mehr passt sich die Farbe des Holzes an die Rinde an und wird immer schwerer erkennbar. Am Ufer direkt vor uns fanden wir kegelförmig angenagte, umgefallene Bäume. Diese kegelförmigen Fraß-Spuren sind einzigartig für den Biber und bieten einen sicheren Beweis für seine Anwesenheit.Der Biber ist also wirklich hier! Wie viele Individuen hier leben kann man leider noch nicht genau sagen, doch wir freuen uns, dass er sich hier wieder angesiedelt hat. Und hoffen, dass er sich gut vermehrt und auch in die Zuflüsse wie die Agger ausbreitet (erste Biber-Spuren gibt es dort bereits). Und seinen Beitrag leistet, die Dynamik und Artenvielfalt einer ursprünglichen Auenlandschaft ins Siegerland zurück zu bringen. Und vielleicht schauen wir uns demnächst mal an den Bächen im Königsforst nach Biberspuren um. Und falls wir (noch) keine Spuren finden, stellen wir uns vor, wie es dort aussehen wird, sobald der Biber hier angekommen sein wird. Mit Biber-Dämmen und Biber-Teichen.