Hochland trifft Tiefland
Wo sich die Lebensräume mehrerer Amphibien-Arten überschneiden, z.B. im Königsforst, kann es zu solchen artübergreifenden Begegnungen kommen. Denn v.a. im östlichen Teil, am Anstieg von der Bergischen Heideterrasse hin zum Rheinischen Schiefergebirge, fließen mehrere Bäche, z.B. Kurtenwaldbach oder Gieselbach, gen Rheinebene, durch Mischwälder, also Salamander-Land. Grasfrösche und Erdkröten sind auch hier, wie auch im Flachland, heimisch. Und so kann es also passieren, dass ein hormongesteuerter Grasfrosch-Mann, auf seinem Weg zum Rather Weiher und auf der Suche nach einer Grasfrosch-Frau, einer Feuersalamander-Frau begegnet, auf ihrem Rückweg vom Selbach (welcher den Rather Weiher durchfließt), wo sie ihre Larven abgelegt hat.
Frau Salamander trifft Herrn Frosch
Und weiterhin kann es passieren, dass Herr Grasfrosch Frau Salamander mit Frau Grasfrosch verwechselt (es ist nachts, also dunkel), oder einfach nimmt was nicht bei drei auf den Bäumen ist (Salamander können weder klettern noch schnell weg-laufen). Und in Frosch-Manier ihr auf den Rücken steigt und sie (oder ihn, ist jetzt auch schon egal) umklammert, um sich, so die Erwartung, zum Ort der Begattung tragen zu lassen. Für den Grasfrosch-Mann ist die Enttäuschung vorprogrammiert, für die Salamander-Frau kann dieser Irrtum worst-case auch tödlich enden, von dem Frosch-Mann, vom Liebesdrang getrieben erdrückt oder, falls in einem Gewässer geschehen, ertränkt. In diesem Fall lautete das Zwischen-Happy-End: die beiden wurden getrennt. Ob sie anschließend beide gefunden haben was sie suchten weiß man nicht, ist aber anzunehmen.Gefährliche Umwelt: Straßen und Hautpilze
Für beide (Arten) gibt es aber noch weitaus größere Gefahren als diese Beziehungs-Dramen: Grasfrösche und Erdkröten werden auf ihren Wanderungen oft zu massenhaften Opfern des Straßenverkehrs, z.B. auf der Bensberger Straße durch den Königsforst zwischen Bensberg und Forsbach. Feuersalamander sind durch eine ganz andere Gefahr bedroht: seit einigen Jahren fallen sie massenhaft einem Chytrid-Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans (kurz Bsal) zum Opfer, eingeschleppt von Terrarien-Importen fernöstlicher Molche. Im holländischen Dreiländereck, angrenzend zur Nordeifel, sind schon ganze Salamander-Populationen ausgelöscht worden. Und auch im Rechtsrheinischen, im Bergischen Städtedreieck, zwischen Wuppertal und Solingen, ist der Pilz bereits angekommen. Weiter südlich, im Königsforst, gibt es zwar noch keinen Hinweis auf eine Ausbreitung des Hautpilzes, es dürfte jedoch nur eine Frage der Zeit sein, bis es auch hier zu den ersten Salamander-Totfunden kommt.
Bis dahin bleibt nur zu hoffen, dass sich in einzelnen Salamander-Populationen genügend Resistenzen gegen diesen Pilz entwickelt haben werden, um diese Populationen überleben zu lassen und erloschene wieder aufbauen können. So lange: sind es in den schattigen Wäldern des Königsforstes eher die kleinen Dramen, die sich nächtens bei feucht-warmer Witterung zwischen Moospolstern und Baumwurzeln abspielen.